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Landkreisnachrichten 60.Jahrgang
und auf unvorhergesehene Änderungen reagieren zu können. 16 Die Realisation einer wirksamen Bürger- beteiligung ist, obgleich diese grund sätzlich mit Unsicherheit behaftet ist, letztlich nicht das Ergebnis von Glück – sondern strategisch geplantem Erfolg. Auch wenn die Bürgerbeteiligung es nicht schafft, Protest zu überwinden, so wird er durch sie gleichwohl „weni- ger ideologisch und radikal“. 17 Die Quali- tät des Beteiligungsprozesses ist aus schlaggebend für eine erfolgreiche Öf- fentlichkeitsbeteiligung. 18 Dabei lassen sich verschiedene Erfolgsfaktoren eines Beteiligungsprozesses identifizieren, die Grundlage einer aufgeschlossenen und sachlichen Auseinandersetzung und damit letztlich einer erfolgreichen Um- setzung von Projektvorhaben sind. den. So können beispielsweise die einzelnen Fragestellungen bis hin zu dem gesamten Beteiligungskonzept im Rahmen eines Beteiligungssco- pings erarbeitet werden, um dem tat- sächlichen Beteiligungsbedarf Rech- nung zu tragen. Erfolgsfaktor 5: Professionelle Pro- zessgestaltung. Das Beteiligungs verfahren zeichnet sich durch einen moderierten Dialog aus, der eine ak- tive Mitwirkung der Teilnehmenden anhand des Einsatzes anerkannter Methoden ermöglicht. Mit Unter stützung eines professionellen Pro- zessgestalters gewinnt das Dialogver- fahrenanTransparenzundNeutralität. Gleichzeitig schützt dies den Bürger- meister, der häufig als „Partei“ für die Realisierung eines Projekts wahrge- nommen wird. Erfolgsfaktor 6: von allen Dialogpart- nern gemeinsam getragenes Ergeb- nis. Viele Bürger erwarten nicht zwin- gend, dass ihre Vorschläge umgesetzt werden; sie erwarten jedoch, dass sich
einer angemessenen Kommunikation stattfinden. 9 Diese Kommunikation ver- mittelt dem Projekt wiederum seine Legitimation. 10 Das Kommunikationsma- nagement zwischen Vorhabenträgern, Politik, Verwaltung und Bürgern muss daher in das Projektmanagement inte- griert werden – angefangen von der Analyse, der Planung, der Umsetzung bis hin zur Evaluation und Dokumentation. 11 Ziel aller Kommunikations- und Beteili- gungsbemühungen ist es, Bürgerinnen und Bürger vor Ort sowie lokale Ver- bände, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Bürgerinitiativen bei Infra- strukturprojekten als Partner zu ge winnen, um gemeinschaftlich eine tragfähige Lösung zu erarbeiten. 12 Pro fessionelle Beteiligung und Kommunika- tion gilt dabei als zentraler Erfolgs faktor. 13 Erfolgsfaktor 1: eine aufgeschlossene und wertschätzende Grundhaltung gegenüber den Bürgern und ihren geäußerten Meinungen. Der Betei ligungsprozess muss als Dialog auf Augenhöhe mit einer hinreichenden Maßgeblichkeit für die kommunalpo- litischen Entscheidungen im Rahmen des Projekts erfahrbar werden, um nicht den Eindruck als PR-Maßnahme oder als „Scheinbeteiligung“ zu er wecken. Die Schlussentscheidung muss – auch wenn sie nicht dem ge- wünschten Ausgang aller Stakehol- der-Gruppen entspricht – nachvoll- ziehbar sein. Dialog ist daher eine notwendige Bedingung für eine erfolgreiche Projektumsetzung. Bei Veranstaltungen sind Formate mit konfrontativemAufbau zu vermeiden. Stattdessen wird ein Veranstaltungs- aufbau auf Augenhöhe, beispiels- wiese im Marktplatzformat mit Steh- tischen, Infotafeln und aufgelockerter Atmosphäre, empfohlen. Erfolgsfaktoren von Beteiligungsprozessen 1
In nahezu jeder Projektphase (Grund lagenermittlung, Vorplanung, Planung, Umsetzung und Dokumentation) sind Elemente des Beteiligungs- und Kommu- nikationsmanagements umzusetzen. 14 So werden in der Vorplanungsphase die organisatorischen Grundlagen der Kom- munikation und Beteiligung gelegt; es findet die Analyse von Stimmungen und Konfliktlinien sowie die Planung der Maßnahmen statt. Dies ermöglicht eine passgenaue Auswahl der Kom- munikations- und Beteiligungsinstru- mente. 15 Während der eigentlichen Pla- nungsphase von Projekt-Standorten werden die ausgewählten Beteiligungs- maßnahmen umgesetzt. Während der gesamten Umsetzungsphase ist eine begleitende Evaluation der Kommunika- tionsstrategie sinnvoll, um erfolgskri- tische Meilensteine im Auge zu behalten Erfolgsfaktor 2: Beteiligungsverfah- ren mit klarem Mandat, offener Fra- gestellung und eindeutigen Zustän- digkeiten. Allen Teilnehmern müssen von Anfang an die Rahmenbedin- gungen (Zweck, Zielsetzung, Ablauf, Freiheitsgrade) bewusst sein. Erfolgsfaktor 3: Bürgerbeteiligung frühzeitig beginnen. Der Gestal tungsspielraum ist zu Beginn eines Projektes in der Regel am größten, während die nachträgliche Imple- mentierung ursprünglich nicht vor gesehener Beteiligungsmaßnahmen ein hohes Risiko für Umsetzungs fehler birgt. Das zu Beginn einer Maßnahme noch geringe öffentliche Interesse am jeweiligen Projekt sollte durch Informationsveranstaltungen oder entsprechende Berichterstat- tung frühzeitig geweckt werden. Erfolgsfaktor 4: Einbezug unter- schiedlicher Interessengruppen im Dialogverfahren. Die Modalitäten der Mitwirkung sollten frühzeitig von den Projektverantwortlichen geklärt wer-
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