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Landkreisnachrichten 60.Jahrgang
eine längere Anwesenheit hätten hin- deuten können. Ob es sich bei den nachgewiesenen Ein- zeltieren allerdings um durchziehende Tiere gehandelt hat, die auf der Suche nach Artgenossen oder geeigneten Le- bensräumen waren oder ob sich diese Individuen bereits länger in der Region aufgehalten haben, ist nicht bekannt. Wildtierbeauftragter Martin Hauser ar- beitet in seinem Monitoring von Wolf und Luchs eng mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg zusammen. Dort befasst sich Felix Böcker schon seit Jahren in tensiv mit dem Goldschakal. Mit Hilfe seines Artenspürhundes gelingen ihm immer wieder Losungsfunde. Bei den in Deutschland bisher genetisch identifi- zierten Goldschakalen wurden, ähnlich wie bei einzeln auftauchenden, zuge- wanderten Luchsen und Wölfen, meist männliche Tiere nachgewiesen. Im Juni 2020 wurde in Niedersachsen erstmals ein weiblicher Goldschakal dokumen- tiert. Die Fähe wurde bei Hannover über- fahren. Stichwort: Goldschakal ● Schulterhöhe rund 44 bis 50 Zentime- ter – damit ist er größer als der Fuchs, aber deutlich kleiner als einWolf. ● Sein Gewicht beträgt 10 bis 15 Kilo- gramm. ● Das Fell ist gelblich graumit einer wei- ßen Zeichnung um Fang und Hals. Seine Rute (Schwanz) ist mit 20 bis 30 Zentimeter Länge im Vergleich mit seiner Körperlänge auffallend kurz und hat eine dunkle Spitze. Biosphärengebiet Schwäbische Alb e.V. verabschiedete Vereinsvorsitzenden
vermutet Wildtierbeauftragter Martin Hauser. Ein Goldschakal ist etwas größer als ein Fuchs, aber deutlich kleiner als der Wolf, mit dem er verwandt ist. Er gilt nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) als besonders geschützt und gehört nicht zu den jagdbaren Arten. Für den Menschen stellt der Goldschakal keine Gefahr dar. Bei seiner Ernährung ist er vergleichbar mit dem Fuchs und passt sich dabei gut an die Jahreszeiten, den Lebensraum und die verfügbaren Res- sourcen an. Er bevorzugt leicht zu er beutende Nahrung. Meistens stehen kleine bis mittelgroße Säugetiere auf seinem Speiseplan. Ebenso ernährt er sich von Amphibien, Insekten und Fi- schen. Je nach Saison nimmt er auch pflanzlicheNahrung zu sich. Er jagt meist alleine, kann aber auch gemeinsam im kleinen Familienverband auf Beutesuche gehen. Dieser besteht normalerweise aus den beiden Elterntieren und ihrem Nachwuchs, bis sich letzterer in der nächsten Saison selber Partner sucht. Ob es sich bei dem Nachweis aus dem Rastatter Stadtwald um ein männliches oder weibliches Tier handelt, ist auf dem Bild der Wildtierkamera nicht zu er- kennen. Da der Goldschakal bisher sel- ten in Deutschland vorkommt und damit wenig über ihn bekannt ist, wird er mög- licherweise bei der Analyse von Spuren, Fotofallenbildern oder Beobachtungen übersehen oder aufgrund seiner Ähn- lichkeit mit dem Fuchs verwechselt. Im Jahr 1997 wurde erstmals ein Gold- schakal in Deutschland nachgewiesen. Seitdem wurden immer wieder Einzel- nachweise bekannt, woraufhin die Zahl der Nachweise regelmäßig anstieg. Im Kalenderjahr 2019 wurden in Deutsch- land acht sichere Nachweise in vier ver- schiedenen Bundesländern dokumen- tiert. Mit dieser Entwicklung einher geht auch die Vermutung, dass mit weiteren Goldschakalen in Deutschland gerech- net wird. Bisher gibt es keine Regionen, in denen sich Goldschakalnachweise inner- halb kurzer Zeit wiederholten und auf
Kleine Sensation: Eine Wildtierkamera hat am 17. Januar 2021 im Rastatter Stadtwald einen Goldschakal aufgenommen.
Quelle: Fotofalle Stadtwald Rastatt/ Landratsamt Rastatt
kanntes Tier zu sehen. Die Vermutung, dass es sich dabei um einen Goldschakal handelt, wurde vom zuständigen Revier- leiter Uwe Kirst und vomWildtierbeauf- tragten des Landkreises, Martin Hauser, zweifelsfrei bestätigt. In Mittel- und Nordeuropa waren Gold- schakale nie heimisch. Sie erschließen sich nun auf eigenen Pfoten neue Le- bensräume. Aufgrund seiner heimlichen und unauffälligen Lebensweise ist die Bestätigung im Rastatter Stadtwald eine kleine Sensation. Nachweise von Gold- schakalen gibt es in Baden-Württemberg nur wenige. Zuletzt wurde im Dezember 2020 ein männliches Tier bei Bruchsal überfahren. Das nächstgelegene Ver breitungsgebiet mit Reproduktionsnach- weisen liegt derzeit in Ungarn, Öster- reich und Italien. In der Wissenschaft wird unter anderem auch der Klimawan- del als Grund für seine Ausbreitung in unsere Regionen diskutiert. „Wildkatze, Wolf, Luchs, Biber und nun ein Goldscha- kal – seltene Wildtiere fühlen sich an- scheinend wohl im Landkreis Rastatt“,
Landrat Thomas Reumann – Mitgliederversammlung trat online zusammen
Der Verein „Biosphärengebiet Schwä- bische Alb e.V.“ hat sich am 23. Februar 2021 per Videokonferenz zur Mitglieder- versammlung getroffen. Neben einem
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